Auf dem Weg zum „Sprechenden Land“

[Ein Beitrag vom Gastautor Bernd Neubauer]

Als ich 2013 zum ersten Mal den Südwesten der Vereinigten Staaten bereiste, standen natürlich die bekannten Nationalparks Grand Canyon, Monument Valley, Antelope, Brice und Zion auf dem Programm. Erst ganz zum Schluss meiner damaligen Reisevorbereitungen war ich auf den Canyon de Chelly gestoßen, einem überschaubaren Fleckchen Erde etwas abseits der Touristenströme und das Herzstück der Navajo Indian Reservation in Arizona, wie es hieß. Die Reise war ein einziges visuelles Großereignis, selbst in Cinemascope nicht zu bannen, doch es war der Canyon de Chelly, der für mich aus dem Reigen dieser betörenden Naturschauspiele herausragte. Er hatte nicht nur mein Auge verzaubert, er hatte auch etwas in meinem Innersten berührt. Damals hatte ich mir geschworen, eines Tages mit etwas mehr Zeit im Gepäck zurückzukommen.

Frühjahr 2019. Endlich war es soweit. Ich hatte mich den Winter über mit Lektüre über die Navajos und ihre leidgeprüfte Geschichte, insbesondere dem Long Walk ins Lager Bosque Redondo/heute Fort Sumner in New Mexico, eingedeckt und war dabei immer wieder auf Beschreibungen und Erzählungen über die existentielle Bedeutung des angestammten Landes für die Indian Natives im Allgemeinen und für das Überleben der Navajos nach den Erfahrungen der Deportation im Besonderen gestoßen. Und langsam bekam ich eine Ahnung davon, was mich Jahre zuvor auf meiner ersten Reise so tief berührt hatte. Dieser Ahnung zu folgen, auf dem Boden der Navajos Schritt für Schritt der Kraft eines besonderen Ortes nachzuspüren, das war es, was mich auf meiner zweiten Reise leiten sollte.

Der Satz des im Canyon de Chelly geborenen Häuptlings Barboncito „I hope to God you will not ask me to go to any other country except my own“ war das Erste, was ich im Visitor Center des Canyon de Chelly Nationalparks bei meiner Ankunft las. Dieser Wunsch, den Barboncito kurz vor Auflösung des Lagers ausgesprochen hatte, war ihm und seinem Stamm nach Jahren des Dahinsiechens in der Reservation schließlich gewährt worden. Die Navajos überlebten. Heute können sie uns selbst ihre Geschichte erzählen, von der der Canyon de Chelly so imposant Zeugnis ablegt, ohne jedoch letztlich sein Geheimnis preiszugeben. Denn nicht alles, was erlebbar ist, ist in gleichem Maße vermittelbar. Dies trifft auch auf „Sprechendes Land“ zu. Es ist der Versuch einer Annäherung. Mögen noch viele Versuche folgen.

(c) Alle Rechte vorbehalten. Bernd Neubauer

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Zusätzliche Infos von Travellinjos Uno:

Bernd Neubauer ist freiberuflicher Lektor und Autor, er lebt in Göttingen.

Von Andreas Arens ist eine Rezension zu dem Buch in der HNA erschienen: Link zur Rezension in der HNA

Das kleine (32 Seiten), feine Büchlein “Sprechendes Land” ist direkt beim Autor zum Preis von 16,90 € (zzgl. Versandkosten) oder üder den folgenden Direktlink erhältlich:

https://bneubauer.de/strandgut/buechertisch/sprechendes-land/


Die Kontaktdaten des Autors lauten:

Bernd Neubauer · Pastor-Sander-Bogen 43 · 37083 Göttingen

Email: bueroneubauer[at]gmx.de

Homepage: https://bneubauer.de/


Von Bernd Neubauer ist auf travellinjos.de auch ein Bericht zu einer Azorenreise erschienen: https://travellinjos.de/azoren-ein-reisebericht/

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